|
Seite 1 von 1
|
[ 10 Beiträge ] |
|
Autor |
Nachricht |
AK-Kontraalt
|
Verfasst: 02.07.2009, 08:04 |
|
 |
Oberratgeber |
 |
Registriert: 04.06.2008, 16:25 Beiträge: 665
|
Liebe Foristen,
die Frage kommt Euch vielleicht blöd vor: Warum muss man sich eigentlich einsingen?
Wenn wir im Kindergarten oder später in der Schule gesungen haben, dann klappte das doch auf Anhieb, warum tun wir uns im Erwachsenenalter denn so schwer damit, warum müssen wir unsere Stimmen erst mal langsam auf "Betriebstemperatur" bringen bevor wir singen können?
Haben Kinderstimmen so etwas wie eine höhere innere Spannung die ihnen das sofortige Singen ohne "Anwärmen" ermöglicht?
Oder anders gefragt: Worin unterscheiden sich Kinder- und Erwachsenenstimmen funktional hinsichtlich ihrer spontanen Einsatzfähigkeit?
Jedenfalls gab es im Kindergarten und während der ersten acht Schuljahre nie ein "Einsingen". Erst im Schulchor begegnete mir derartiges erstmals, und ich weiß noch genau wie ich damals dachte "Was soll das denn?"
Ich hatte damals den Eindruck gewonnen dass das Singen "schwierig" wird sobald man versucht irgend etwas dabei "bewusst" zu tun, und genau dieses "bewusste" Singen geschieht ja bei dieser "Stimmbildung", wie das Einsingen damals genannt wurde.
Was muss man denn an einer Stimme "bilden" die jeden Tag besungen wird (im damaligen Alter) und mit der viel gesprochen wird (was im Kindesalter ebenfalls überhaupt kein Problem ist) ??? Einfach so leicht und locker drauflos singen wie früher, das geht dann irgendwann nicht mehr, das frühere Singgefühl - sozusagen die automatische Disposition zum Singen - ist dann einfach weg. Dabei soll das Einsingen ("Stimmbildung") das Singen doch erleichtern und nicht erschweren, oder???
Meine These aus dieser Erfahrung ist: Wer einmal mit dem Einsingen angefangen hat, bei dem geht es nicht mehr ohne.
Was meint Ihr dazu, und wie sind Eure Erfahrungen?
Viele Grüße AK-Kontraalt
_________________ Das Vergänglichste, wenn es uns wahrhaft berührt, weckt in uns ein Unvergängliches.
(Friedrich Hebbel)
|
|
Nach oben |
|
 |
Anzeige
|
Verfasst: 02.07.2009, 08:04 |
|
|
|
Nach oben |
|
 |
kaja
|
Verfasst: 02.07.2009, 09:55 |
|
|
im kindergarten und in der grundschule singt man normalerweise keine arien mit langen phrasen.
außerdem können kinder oft noch instinktiv etwas richtig, was erwachsene, die alles "zerdenken" oft nicht mehr können.
aber kinder, die professioneller singen (z.b. opernchor oder berühmte knabenchöre etc.) haben auch schon stimmbildung.
wenn ich nur mal zuhause beim aufräumen ein paar lieder vor mich hin trällere, singe ich mich auch nicht ein.
bei einem auftritt mit schwierigen schubertliedern und opernarien würde ich nie uneingesungen auf die bühne gehen. zum einen würde das erste stück nicht so gut klingen wie nach dem einsingen und vor allem möchte ich auch im rentenalter (von dem ich ja nicht mehr allzuweit entfernt bin *g*) noch gut singen und keine "alte" stimme haben.
im übrigen heißt bewußt singen, doch nicht, mit dem kopf singen, sondern bewußt, das wahrzunehmen, was man beim guten singen spürt und immer mit diesem körpergefühl zu singen (dabei aber nichts zu "machen", sondern geschehen zu lassen). aber um das zu lernen, braucht man halt einen guten gl. mit schriftlichen dingen wird wieder nur der kopf eingeschaltet.
lg kaja
|
|
Nach oben |
|
 |
Uralt
|
Verfasst: 03.07.2009, 08:46 |
|
|
Ich wurde vor kurzem bei einem Synagogenbesuch ( rein touristischer Art ) spontan gebeten, doch einen hebräischen Psalm zu singen. Natürlich ohne Begleitung, aber ich habe schon öfter sowas gemacht. Natürlich war ich nicht eingesungen und konnte ja schlecht sagen, warten Sie mal 10 Minuten, dann singe ich. Also habe ich gesungen und siehe da, es ging. Die ZuhörerInnen waren beeindruckt, aber ich habe schon gemerkt, dass die Stimme nicht so gelaufen ist, wie eingesungen. Vielleicht ist es ja einfach nur die Gewohnheit. Wobei ich natürlich sagen muß, dass ich, wie kaja, natürlich kein Konzert oder Arie singen würde, ohne die Stimme zu wecken. Vor allem die Höhen ( jaja, die Altistinnen ) gehen dann gar nicht, ich finde den Sitz dann nicht so gut. Und unten rumpele ich über die Bruchstellen weg, die muß ich vor dem Auftritt glätten, sozusagen. Liebe Grüße Uralt
|
|
Nach oben |
|
 |
Unexpected
|
Verfasst: 18.11.2010, 13:43 |
|
|
Ich kann mich da nur anschließen, dass was man im Kindergarten oder in der Schule normalerweise zu singen hat, hat wohl kaum etwas gemein mit den Arien und Liedern, mit denen wir uns hier hauptsächlich beschäftigen.
Wir arbeiten mit den Muskeln unseres Stimmapparats und die wollen zum einen für das, was wir von ihnen fordern trainiert werden und zum anderen auch entsprechend vorbereitet werden, bevor wir Höchstleistungen abfordern.
Es würde doch auch niemand einen Sportler unaufgewärmt ins Rennen schicken..., oder?
Sicherlich kann man auch ohne sich einzusingen singen... ich kann das auch und in manchen Situationen lässt es sich schwer anders einrichten, aber soll ich über einen längern Zeitraum eine vernünftige Leistung bringen ohne meinen Stimmapparat zu verletzen, sollte ich ihn auch entsprechend pfleglich behandeln. Dazu gehört einfach, dass ich meinen Stimmapparat aufwärme, wie ein Sportler sich auch aufwärmt, bevor er losläuft, springt oder sich während der rythmischen Bodengymnastik in alle Richtungen verbiegt...
|
|
Nach oben |
|
 |
MisSkorbut
|
Verfasst: 18.11.2010, 19:39 |
|
|
Ich hab mal eine Logopädin gefragt warum eine meiner zu Betreuenden nicht heiser wird, wenn sie aus Trotz schreit und teilweise auch ein Hohes C trifft (war tief beeindruckt beim erstem Mal  ). Wohlgemerkt, ich rede hier von einem einstündigem Schreikonzert! Und mit 34 ist sie ja nun auch kein Kind mehr. Die Logopädin erklärte mir dann, dass diese Person dabei mit voller Körperspannung schreit und daher im Prinzip sogar eine anständige Atemstütze hat. Daher würde sie nicht so schnell heiser werden. Hab das mal genau beobachtet und die Logopädin hat Recht- volle Atemstütze beim schreien vorhanden! Ich denke, dass Kinder automatisch einiges richtig machen und wie oben schon gesagt nicht alles kaputt denken. Beim Reiten ist es ja das Selbe - wie Erwachsenen denken an die Gefahren beim runterfallen- Kinder gehen einfach viel unvoreingenommener an die Sache ran und lernen daher auch schneller Reiten.
|
|
Nach oben |
|
 |
Mezzo-Alt
|
Verfasst: 19.11.2010, 08:52 |
|
 |
junges Mitglied |
 |
Registriert: 08.09.2010, 10:13 Beiträge: 43
Vorname: A
Nachname: P
|
So sehe ich das auch. Viele alte Automatismen veschwinden durch das bewusste Denken und Tun. Dass man die Stimmbänder "in Schwung" bringen muss, ist auch physikalisch erklärbar. Auch, dass das bei Kindern schneller geht - wie ja auch jeder andere Muskel in jungen Jahren von Null auf Hundert gehen kann, später aber mehr Pflege benötigt. Aber müssen es bestimmte Übungen zum einsingen sein?? Wenn ich weiß, wo meine Stimme sitzt und auch weiß, wie sie dahinkommt, klappt's wie bei der lieben AK Kontraalt auch während des Singens eines Stückes. Klar, man sollte (und kann) nicht gleich versuchen, den vollen Klang zu produzieren, schließlich wärmt man sich erst auf. Die Dauer ist auch abhängig von: Tagesform, Erkältung, Tageszeit, was wurde gegessen und getrunken, Temperatur etc. Zumindest bei mir ist das so. Aber es ist beinahe völlig egal, womit ich mich einsinge. Vor einem Auftritt nehme ich gerne das leichteste Stück in angenehmster Lage, das ansteht, wenn das gut sitzt und klingt wähle ich eine Arie, die etwas höher geht oder andere Schwierigkeiten aufweist. Zum Schluss dann die benötigten Koloraturen etc. und ein mal richtig forte - ob's nötig ist oder nicht, wenn das alles gut sitzt, bin ich eingesungen und hab gleichzeitig noch mal meine Stücke durchgesungen und somit eventuelle Nervosität abgebaut. Das ist für mich irgendwie sinnvoller als irgendwelche Übungen.
|
|
Nach oben |
|
 |
Unexpected
|
Verfasst: 19.11.2010, 09:42 |
|
|
Das sehe ich allerdings auch so... Die Art und Weise des Einsingens ist für jeden bestimmt anders. Ich mache das an manchen Tagen mit Übungen, manchmal auch innerhalb der Lieder je nach Lust und Laune, bzw. nach dem, was meine Stimme gerade an dem Tag braucht. Das ist halt wirklich abhängig auch von der Tagesform usw. - gar keine Frage!
|
|
Nach oben |
|
 |
AK-Kontraalt
|
Verfasst: 26.11.2010, 14:01 |
|
 |
Oberratgeber |
 |
Registriert: 04.06.2008, 16:25 Beiträge: 665
|
Ein bisschen OT, weil der Vergleich mit dem Sport angeführt wurde: Aufwärmen muss sich derjenige Sportler der schnelle, ruckartige Bewegungen vollführt wie z. B. ein Kugelstoßer oder ein Fuß-, Hand- oder Volleyballspieler. Auch wer in seiner Sportart blitzschnell von Null auf Hundert kommen muss wie z. B. ein Sprinter oder ein Stabhochspringer muss sich vorher aufwärmen. Aber ein Marathon-Läufer wärmt sich vorher nicht großartig auf, so etwas wie ein "Einlaufen" gibt es da nicht, weil die Kraft ja für einen sehr langen Zeitraum reichen muss und daher tunlichst nicht schon zuvor vergeuded wird. Nun dauert ja eine Gesangstunde nur eine Stunde (längstens) und nicht drei oder vier oder fünf  , aber mit der Vorstellung eines gemütlichen Marathons klappt die ganze Singerei für mich wirklich am besten. Am Anfang wirklich nur "Aufwärmen", kein systematisches Einsingen, denn das bringt echt NICHTS und ist schlichtweg reine Zeitverschwendung. (Bei Profi-Sängern mag das natürlich anders sein, das ist mir klar.) Mein erster Lehrer hat sehr viel Zeit mit Einsingen und "technischen Übungen" verwendet. Meine jetzige Lehrerin hat das zwar in den ersten Stunden auch gemacht, aber nach entsprechender Rückmeldung von mir gehen wir jetzt immer sehr schnell zum richtigen Singen über, so bin ich viel schneller eingesungen als mit irgend welchen Übungen. Ein "beschnupperter" Lehrer hat mir mal erzählt, wenn er als Solist bei Chorkonzerten dabei war, da habe er oft das Einsingen dieser Chöre mitbekommen, sich innerlich die Haare gerauft und gedacht, es wäre besser die würden sich gar nicht einsingen als so wie sie es machen. Ich stelle hier mal die These in den Raum, dass das Einsingen für Nicht-Profis ungefähr so sinnvoll ist wie die sprichwörtliche schwäbische Kehrwoche: Viel Aufwand für kein (nachhaltiges) Ergebnis... Viele Grüße, AK-Kontraalt
_________________ Das Vergänglichste, wenn es uns wahrhaft berührt, weckt in uns ein Unvergängliches.
(Friedrich Hebbel)
|
|
Nach oben |
|
 |
Octaviane
|
Verfasst: 26.11.2010, 14:36 |
|
Registriert: 26.01.2006, 23:14 Beiträge: 1356 Wohnort: Wiesbaden *31.01.
Vorname: F.
Nachname: L.
|
Ich denke, jeder soll es mit dem Einsingen oder Aufwärmen der Stimme so halten, wie es für ihn am Besten ist. Es ist aber bestimmt auf Dauer nicht gesund, Stücke, die eine gewisse stimmliche Leistung verlangen, "kalt" zu singen. (Auch wenn man leider immer wieder dazu gezwungen wird, z. B. bei Vorsingsituationen.) Allerdings verkürzt sich die Aufwärmphase nach meiner Erfahrung mit der Zeit. "Einsingen" heißt ja nicht, dass ich gleich mit voller Kraft loslege - auch ein Marathonläufer wird es anfangs lockerer angehen, um später noch Reserven zu haben. Und natürlich kann man sich auch mit leichten Stücken einsingen. Ich darf auch nicht zu technisch ans Singen herangehen, aber andererseits helfen mir Übungen dabei, den letzten "Feinschliff" zu bekommen. Und nebenbei ist man dann auch noch eingesungen. Allerdings geht mein GL da auch sehr strukturiert vor. Und das ist gut für mich - da ich oftmals furchtbar unstrukturiert bin. Liebe Grüße Octaviane
_________________ „Die Verpflegungslage ist für den Kulturmenschen eigentlich das Wichtigste.“ (T. Fontane) "When you have that perfect match between voice, personality, repertoire and style, art happens" (Anonym) http://www.sopranodrama.de
|
|
Nach oben |
|
 |
Mama2009
|
Verfasst: 26.11.2010, 23:12 |
|
Registriert: 04.10.2010, 16:33 Beiträge: 227
Vorname: C
Nachname: K
|
Hallo!
Ein Aspekt des Einsingens scheint mir hier noch gar nicht wirklich gewürdigt; nämlich die des "Ankommens".
Egal ob ich nun zu Hause übe oder beim Chor bin: Das Einsingen hilft mir, mich körperlich und geistig auf das vorzubereiten, was mich in den nächsten 30-120 Minuten erwarten wird.
Darüber hinaus könnte ich zumindest bei meinen Gesangsstunden zwischen Einsingen und Techniktraining nicht klar trennen. Das geht doch irgendwie ineinander über. Oder liegt das nur daran, dass ich erst anfange und noch sooo viel lernen muss...?
_________________ Gruß Mama2009
|
|
Nach oben |
|
 |
|
Seite 1 von 1
|
[ 10 Beiträge ] |
|
Wer ist online? |
0 Mitglieder |
|
Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen. Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen. Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern. Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen. Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.
|
|